Für viele Menschen ist der Jahreswechsel die perfekte Gelegenheit, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen, eingefahrene Verhaltensweisen zu überdenken und geschmiedete Pläne endlich in die Tat umzusetzen. Die Neujahrsvorsätze sind schnell gefasst und noch schneller wieder aufgegeben. Doch warum? Das Problem an Vorsätzen ist, dass sie meist aus dem Wunsch nach Selbstoptimierung geboren werden. Dabei bleiben die Selbstakzeptanz und Selbstfürsorge auf der Strecke. Doch das muss nicht sein. Bist du bereit für eine Alternative?

Neujahrsvorsätze? Wie wäre es stattdessen mit Neujahrsabsichten

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Neujahrsvorsätze sind zum Scheitern verurteilt

Generell mögen Menschen Stichtage für einen Neuanfang. Der erste Januar ist das perfekte Datum, um sich wie der Phönix aus der Asche zu erheben und im neuen Jahr alles besser zu machen. Auch ich habe die letzten 20 Jahre pünktlich zum Jahreswechsel gute Vorsätze gefasst und Abnehmen stand unerschütterlich an erster Stelle. Das nächste sollte mein Jahr werden, das Jahr, indem ich endlich die lästigen, überflüssigen Kilos abnehme, mehr Sport mache und so richtig glücklich werde. Geklappt hat das nie und spätestens Ende Januar war der erste Diätversuch gescheitert und ich arbeitete schon an den Plänen für die nächste Diät. Schließlich war das Jahr noch jung.

Neujahrsvorsätze dienen häufig der Selbstoptimierung, sie sollen ein „Problem“ beheben oder „etwas in Ordnung“ bringen. Ein Mangel ist ihr Ausgangpunkt. Über die Weihnachtsfeiertage und zwischen den Jahren haben wir es nochmal richtig krachen lassen, der Hosenbund spannt und pünktlich zum neuen Jahr verursacht schon der Gedanke an Gänsebraten leichte Übelkeit. Das Raclette liegt einem noch dazu von der Silvesternacht im Magen liegt. Statt nun einfach normal weiter zu essen, muss die Schlemmerei der letzten Woche (Wochen?) „ausgeglichen werden“, am besten mit einer Diät, die schnelle Erfolge verspricht. Denn es gilt keine Zeit zu verlieren, schließlich sollte die Bikinifigur im Sommer ordentlich sitzen. Doch die Ansprüche, die man dadurch an sich stellt, sind unerreichbar. Das ist in etwa so, als würde man auf einem Seil balancieren. Ein falscher Schritt oder ein kleines Hindernis auf dem Weg und man stürzt ab. Der Neujahrsvorsatz ist gebrochen.

Erkenne dein Warum

Ziele und Pläne sind hilfreich und wichtig – nicht, dass wir uns falsch verstehen. Wer sich weiterentwickeln möchte, der braucht konkrete Ziele. Natürlich kann man sich genauso gut am 17. April oder am 3. August hinsetzten und reflektieren, was man bisher erreicht hat und wo man hinwill. Doch für viele ist gerade der Jahreswechsel ein passender Zeitpunkt. Es ist Tradition, so ähnlich wie Bleigießen für die Seele. Was oft falsch gemacht wird: Es wird ein oberflächlicher Wunsch formuliert oder unrealistische Ziele gesetzt. Das kannst du vermeiden, indem du dir die Frage nach dem Warum stellst und dadurch die wahren Bedürfnisse hinter deinen Wünschen und Zielen erkennst. Bleiben wir beim Thema Abnehmen: Was genau steht hinter dem Wunsch abzunehmen? Was versprichst du dir von einer Diät? Gibt es etwas, wovon dich dein Gewicht momentan abhält? Oft steht gerade hinter der Motivation abzunehmen (oder allgemein das eigene Erscheinungsbild zu verändern), etwas ganz anderes steht. Beispiele wären:

  • Willst du dich akzeptiert fühlen?
  • Willst du dich selbstbewusst fühlen?
  • Willst du leistungsfähiger sein?
  • Willst du gesünder sein?
  • Erhoffst du dir Anerkennung oder Lob von anderen?
  • Möchtest du dich attraktiver fühlen?
  • Möchtest du dich geliebt fühlen?
  • Möchtest du dich sicher fühlen?
  • Möchtest du „dazugehören“?

Selbstfürsorge statt Selbstoptimierung

Anstatt das neue Jahr mit einer weiteren Diät einzuleiten – die übrigens mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt ist – schlage ich dir vor, etwas Neues auszuprobieren. Überlege dir, was du tun könntest, um dein Leben zu bereichern. Stelle dir dabei die folgenden Fragen, um deine wahren Bedürfnisse zu erkennen:

  • Was fehlt mir momentan?
  • Wenn sich mein Wunsch/Ziel bereits hätte, was würde ich dann tun, was ich momentan nicht tue?

Wenn du nun deine Wünsche formulierst, behalte dein Wohlbefinden im Blick und frage dich, ob der Weg, mit dem du das Ziel erreichen willst, auch deiner Psyche guttun. Mache die Selbstfürsorge zur obersten Priorität, anstatt deine Ziele aus dem Wunsch nach Selbstoptimierung festzulegen. Statt einen Vorsatz zu fassen, der sehr wenig Spielraum für Hindernisse oder Fehler lässt (denke an den Vergleich mit dem Balancier-Seil), formuliere eher eine Absicht. Eine Absicht ist wie ein breiter Pfad, den du entspannt gehen kannst. Du kannst nicht runterfallen und hast den Platz, um Hindernissen auszuweichen. Statt also den Vorsatz zu fassen, dieses Jahr 20 Kilo abzunehmen, könntest du auch die Absicht formulieren, beim Essen mehr auf deinen Körper zu hören und seinen Bedürfnissen so gut es geht nachzukommen. Selbstfürsorge statt Selbstoptimierung würde in diesem Fall bedeuten, den Blick nach innen zu richten, anstatt dich auf eine Crash-Diät zu setzen oder auf die nächste als Wellness-Methode getarnte Diät reinzufallen. Falls du wirklich über die Feiertage geschlemmt hast, wird dein Körper wahrscheinlich eher nach etwas Leichtem verlangen (gesetzt den Fall, du planst nicht doch schon die nächste Diät, denn das wird dich eher zum nächsten Fressanfall verleiten).

Das Problem an Vorsätzen ist, dass sie meist aus dem Wunsch nach Selbstoptimierung geboren werden. Dabei bleiben die Selbstakzeptanz und die Selbstfürsorge auf der Strecke.

Absichten lassen sich nicht brechen

Während ein Vorsatz mehr in Richtung Schwarz-Weiß-Denken geht, haben Absichten viel Raum für Grauzonen. Beispielsweise kannst du dir zum Beispiel jeden Morgen überlegen, inwieweit du heute die Möglichkeit hast, deine Absicht zu unterstützen. An manchen Tagen hast du mehr Energie, Zeit und Kraft, an anderen Tagen reicht es nur für Kleinigkeiten, mit der du deine Absicht unterstützen kannst. Selbstverständlich kannst du auch völlig ohne Absichten ins neue Jahr starten, gerade wenn du befürchtest, dass du deine Vorsätze vielleicht nur als Absichten „tarnst“.

Falls du nun immer noch den Vorsatz hast, das neue Jahrzehnt mit einer Diät zu beginnen, dann kann ich dich natürlich nicht davon abhalten. Aber ich mache dir den folgenden Vorschlag: Lade dir vorher mein kostenloses E-Book „5 Gründe, warum du keinesfalls mit einer Diät in das neue Jahrzehnt starten solltest“ herunter. Egal, wo du gerade stehst (ob du schon bereit bist, Diäten aufzugeben oder vielleicht schon begonnen hast, intuitiv zu essen, oder ob du den Diätplan für 2020 schon ausformuliert im Kopf hast), wird das E-Book dir helfen, deine Ziele mehr im Einklang mit deinen Bedürfnissen zu formulieren.

Dann bleibt mir noch, dir ein wunderschönes neues Jahr zu wünschen und ich hoffe, wir lesen uns von nun an öfter. Ich habe dieses Jahr übrigens das erste Mal in meinem Erwachsenenleben ohne neue Vorsätze gestartet. Das bedeutet für mich konkret, dass ich das erste Mal seit über 20 Jahren keine Abnehmpläne habe und dieses Jahr Abnehmen keine Priorität von mir ist. Das verunsichert mich etwas, aber es ist auch gleichzeitig sehr aufregend für mich und weckt Vorfreude auf ein sicherlich spannendes Jahr(zehnt).

Und was ist mit dir? Hast du dir Vorsätze oder Ziele zum Jahreswechsel gesteckt? Wie bist du dabei vorgegangen?

♥♥♥

Überarbeitung des Artikels am 1. Mai 2020

Das E-Book „5 Gründe, warum du keinesfalls mit einer Diät in das neue Jahrzehnt starten solltest“ habe ich mittlerweile überarbeitet. Hier kannst du die aktuelle Version herunterladen:

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