Ich war als Expertin bei den Formaten ARD Wissen Doku und Planet Wissen dabei

Meine Gefühle sind gerade ziemlich gemischt und ich weiß nicht so richtig, wie ich am besten auf die aktuelle Situation reagieren soll. Falls du dich gerade fragst, um was es geht: In den letzten Tagen ist sowohl die ARD Wissen Doku „Mein Körper. Mein (Mehr-)Gewicht“ als auch die Planet Wissen Sendung „Körper und Gewicht – Mit Body-Positivity gegen das Zu-viel-Gefühl“ erschienen und bei beiden war ich als Expertin dabei. Ich werde häufig gefragt, warum ich diese Arbeit mache und die Wahrheit ist: Ich kann nicht anders. Ich bin ganz zufällig in die Anti-Diät-Bewegung reingeschlittert und wenn du mal bestimmte Dinge gelernt und verstanden hast, dann kannst du sie nicht ungesehen machen. Denn ich sehe tagtäglich in meiner Praxis, auf Social Media und in meinem Alltag, welche verheerenden Folgen es für alle (!) Menschen hat, dass wir als Gesellschaft dick mit ungesund gleichsetzen und glauben, dass sich das Körpergewicht mit ein bisschen Willenskraft und der „richtigen“ Ernährung und Bewegung beliebig verändern lässt.

Meine Kinder sollen in einer Welt aufwachsen, in der das Aussehen einer Person nicht über ihren Wert entscheidet.

Ich möchte gerne meinen kleinen Teil dazu beitragen, dass wir diese Verknüpfung von Körpergewicht und Gesundheit lösen und allen Menschen und allen Körpern mit Respekt begegnen. Meine Motivation sind meine Kinder. Sie sollen in einer Welt aufwachsen, in der das Aussehen einer Person nicht über ihren Wert entscheidet. Was ich mich nun gerade frage ist, ob die beiden Sendungen dazu beitragen werden, die Welt etwas toleranter und verständnisvoller zu machen. Oder doch einfach wieder nur das Narrativ bedienen und die Vorurteile gegenüber dick_fetten Menschen weiter anfeuern. Ich bin bisher noch zu keinem Entschluss gekommen. Aber die Sendungen sind erschienen und die Inhalte, die sie an der einen oder anderen Stelle vermitteln, können meiner Meinung nach nicht einfach so stehen bleiben. Deshalb kommen jetzt im Anschluss ein paar (random) Gedanken von mir, um das Ganze ein bisschen besser einzuordnen.

ARD Wissen Doku "Mein Körper. Mein (Mehr-)Gewicht"

Fangen wir mit der ARD Wissen Doku an. Die Anfrage dafür kam letzten Oktober und ich sollte als eine der Expert:innen Stellung beziehen zu den Fragen: Was ist „Normalgewicht“? Welche Rolle spielen Gene und Umweltbedingungen beim Körpergewicht? Und: Gibt es einen Punkt, an dem „zu viele“ Kilos tatsächlich zu einem gesundheitlichen Problem werden? Wir hatten einen spannenden und aufregenden Drehtag und ich hatte das Gefühl, dass ich alles gesagt habe, was mir wichtig war. Dann war Geduld gefragt, denn ich musste wie alle anderen auch warten, bis die Doku am 15. Mai 2023 in der ARD Mediathek zu sehen war.

Euer Feedback zur Doku war sehr gemischt

Es ging von „fantastisch“ über „mir war es teilweise zu oberflächlich“ und „es hat mich hardcore getriggert“ bis hin zu „das war hochgradig fettfeindlich“. Es war im Prinzip alles dabei. Melodie Michelberger, die ebenfalls in der Doku mitgewirkt hat, hat einen Insta-Post dazu geteilt, den ich dir >>HIER<< verlinkt habe, und unter dem mittlerweile eine Diskussion in Gange ist (die auch gerne noch ausgebaut werden darf). Melodie hat auch gleich in der Caption richtiggestellt, dass Body Positivity in ihrer ursprünglichen Form erst einmal gar nichts mit Selbstliebe zu tun hatte, sondern aus der Fat Acceptance-Bewegung der 1960er Jahre in den USA entstanden ist, in der sich vor allem schwarze, fette, queere Frauen gegen strukturelle Diskriminierung eingesetzt und um gesellschaftliche Akzeptanz, Teilhabe und Sichtbarkeit dick_fetter Menschen gekämpft haben. Das ist mir beim Ansehen auch sofort aufgefallen. In der Doku waren zwar die Ursprünge der Body Positivity Bewegung interessant und gut dargestellt, wurden dann aber doch immer wieder schnell und ausschließlich auf das Thema Selbstliebe reduziert. Wie hat Melodie das so schön in ihrem Insta-Post formuliert: „Ich finde es wichtig, immer wieder daran zu erinnern, um was es in dieser politischen Bewegung eigentlich mal ging, bevor Instagram daraus ein Feel-good-Movement für schlank gelesene, weiße cis-Frauen machte.“ Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Ein Schritt in die richtige Richtung, der Weg ist aber noch lang

Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass Health at Every Size® ein bisschen mehr Raum eingenommen hätte, aber ich verstehe natürlich auch, dass es an einer solchen Stelle oberflächlich bleiben muss, da es nur Randthema war. Der Satz „Health at Every Size bedeutet, wieder zu lernen, den eigenen Körper zu akzeptieren oder sogar zu mögen, regelmäßig Sport treiben und den zu wählen, der Spaß macht, den eigenen Körper zu spüren und nur das zu essen, was er braucht“, ist an sich nicht falsch, bildet aber nur einen kleinen Teil der Health at Every Size-Bewegung ab. Wie Body Positivity ist Health at Every Size ein politisches Movement, das sich unter anderem dafür einsetzt, dass Körpergewicht kein Anlass mehr für Diskriminierung ist und in der sozial benachteiligte und unterdrückte Gemeinschaften einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheit haben.

schlank ≠ gesund

Was ich persönlich unglücklich fand, war, dass bewusst oder unbewusst fast durchgängig der Glaubenssatz bedient wurde, dass schlank gleich besser und vor allem auch schlank gleich gesünder sei. Sei es durch Aussagen wie „momentan habe ich keine gesundheitlichen Probleme“, aber wenn es soweit kommen sollte, dann „müsse“ man etwas dagegen tun oder durch die durchweg positive Darstellung der Magen-OP-Geschichte, die – da muss ich nur Patient:innen von mir fragen – auch ganz anders ausgehen kann. Isabel von @ernährungsrevolution hat vor einiger Zeit den Blogpost „Magenbypass: darum macht er dich vielleicht gar nicht für immer gesund und schlank“ veröffentlicht, in dem sie auch die Nachteile einer Magen-OP aufzeigt. Sie spricht in dem Blogpost wie immer Klartext, den ich in der Doku und der Planet Wissen Sendung an der Stelle sehr vermisst habe. 

Meine abschließende Meinung zur ARD Wissen Doku

Sie hatte ihre Schwächen, aber definitiv auch viele Stärken und ich persönlich glaube, dass sie ein Schritt in die richtige Richtung zu mehr Empathie und Respekt gegenüber dick_fetten Menschen war.

Planet Wissen - wer hat hier was nicht verstanden?

Bei der Planet Wissen Sendung vom 23.05 2023 sieht es ein bisschen anders aus. Ehrlich gesagt hatte ich total vergessen, dass sie gestern herauskommen soll. Ich war gerade auf dem Weg ins Bett als ich eine Email-Rückmeldung zur Sendung bekam und natürlich war ich sofort neugierig und wollte reinschauen. Als ich den Teaser zur Planet Wissen Sendung gelesen hatte, war ich allerdings schon bedient und hatte keine Lust mehr. Er lautete:

„Wer dick ist, sei selbst schuld. Gegen dieses Vorurteil positioniert sich die globale Bewegung Body Positivity. Ihr geht es darum, den eigenen Körper als gut und schön zu sehen so wie er ist. Welchen Einfluss haben Gene und Psyche auf unser Körpergewicht und was hilft wirklich gegen Übergewicht? Denn bei allem Selbstbewusstsein gilt, dass Übergewicht krankmachen kann.“

Ernsthaft? Das ist das Fazit aus der Sendung? Das geht so krass an allen Intentionen und Zielen vorbei, die mit der Sendung erreicht werden sollten! Wie konnte das passieren? Wer auch immer diesen Teaser geschrieben hat, hat es ganz offensichtlich nicht mal ansatzweise kapiert, um was es überhaupt geht. Einen solchen Teaser hätte ich nach dem Drehtag in Nürnberg Ende April absolut nicht erwartet! Auch das war ein spannender und ereignisreicher Tag, alle waren unheimlich nett und ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Vor der Planet Wissen Sendung hatten Oliver Huizinga, Pressesprecher der Deutschen Adipositas Gesellschaft, und ich ein Kennenlerngespräch mit den Moderatoren Caro Matzko und Rainer Maria Jilg. Wir alle waren uns völlig einig darin, dass mehrgewichtige Menschen bedingungslosen Respekt verdient haben, sehr viele Faktoren Einfluss auf das Körpergewicht haben, die nicht unbedingt in unserer Hand liegen, Stigmatisierung und Diskriminierung massiv dazu beiträgt, Menschen kränker zu machen und wir letztendlich die Lösung auf gesellschaftlicher Ebene suchen müssen.

A**positas als Krankheit

Bei anderen Punkten stand ich gefühlt allein auf weiter Flur. Sowohl in der Doku als auch in der Planet Wissen Sendung wurde A**positas als Krankheit dargestellt und zwar ohne dieses Konzept zu hinterfragen – schließlich hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das 2000 so definiert. Die American Medical Association zog 2013 nach. Um ihre Entscheidung zu rechtfertigen, gründete die American Medical Association ein Komitee, das den Auftrag hatte, die Frage zu untersuchen, ob es Sinn macht, A**positas als Krankheit einzustufen. Ein ganzes Jahr dauerte die Untersuchung, bis das Komitee zu dem Schluss kam, dass es keine gute Idee sei, A**positas zur Krankheit zu erklären. Ihre Begründung: A**positas würde anhand des BMI definiert und diesen hielten sie für eine ungeeignete und unwissenschaftliche Grundlage, selbst wenn man glauben würde, dass das Körperfett an sich, die Krankheitsrisiken, die bei mehrgewichtigen Menschen statistisch gesehen erhöht sind, verursachen würde. Wie wir aber wissen, gibt es an dieser Stelle keine Kausalität, sondern nur Korrelationen, und alle Krankheitsrisiken können auch Körperfett-unabhängig durch chronischen Stress durch Stigmatisierung und Diskriminierung, Weight Cycling als Folge von Diäten und eine soziale Ungerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung von mehrgewichtigen im Vergleich zu schlanken Menschen erklärt werden. Das Komitee kam daher zu dem Schluss, dass es schlechte Wissenschaft sei, auf einer so wackeligen Grundlage eine so weitreichende Entscheidung zu treffen. Die American Medical Association setzte sich aber einfach über die Empfehlung ihres Komitees, die sie selbst beauftragt hat, hinweg und erkläre A**positas zur Krankheit. Ziemlich zeitgleich kamen zwei neue A**positas-Medikamente auf den Markt. Zufall? Ich weiß es nicht.

Der BMI hat unverdienterweise einen schlechten Ruf - what?!

Es ist auch immer wieder spannend zu verfolgen, wie auf der einen Seite die ganzen Schwächen des BMI aufgezählt werden und er dann doch wieder als „probates“ Mittel verwendet wird, um die Gesundheit von Individuen zu „messen“. Nichts Besseres zu haben, sollte aber eigentlich kein Grund sein, um ein ungenaues und fehleranfälliges Messwerkzeug zu benutzen, das in etwa der Hälfte aller Fälle versagt, den Körperfettgehalt richtig vorherzusagen. Und trotzdem tun wir es. Spätestens, wenn wir uns die Geschichte des BMI anschauen, sollte klar werden, dass er ein willkürlicher und unwissenschaftlicher Standard ist. Der BMI wurde von dem belgischen Astronomen und Mathematiker Adolphe Quetelet erfunden, der angeblich zeitlebens davon besessen war, den „idealen Menschen“ mittels Formeln zu beschreiben. In den 1920er Jahren entdeckten dann Versicherungsgesellschaften den Quetelet-Index, um ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage mehrgewichtigen Menschen höhere Versicherungsbeiträge zu berechnen. In den 1970er Jahren fand der BMI dann den Einzug in die Arztpraxen und wird seitdem als Blickdiagnose verwendet, um die Gesundheit von Menschen abzuschätzen. Das Spannende ist: Wenn wir uns Studien anschauen, die den Einfluss auf Genetik, Umweltbedingungen und Verhaltensweisen auf die Gesundheit betrachten, dann hat der BMI überhaupt keine Aussagekraft mehr. Ich hätte mir gewünscht, dass sich mal eine Sendung vom BMI distanziert und zumindest kritisch hinterfragt. Stattdessen war die Message der Planet Wissen Sendung, dass der BMI unverdienterweise einen schlechten Ruf hat. Das macht mich wirklich sprachlos.

Kann das neue Diabetesmedikament zum Abnehmen seine Versprechen halten?

Am meisten erschreckt hat mich allerdings die „Werbung“, die die Planet Wissen Sendung für Magen-OPs und besonders das neue Diabetesmedikament zum Abnehmen gemacht hat. Die Rede ist vom Wirkstoff Semaglutid, auch bekannt unter den Handelsnamen Ozempic (zur Behandlung von Diabetes Typ 2) oder Wegovy (die höher dosierte Form, die zur Gewichtsreduktion eingesetzt wird). Hier ein Auszug aus der Planet Wissen Sendung:
 
„Wie lässt sich Adipositas behandeln? Erstens, bei leichten Fällen, eine Umstellung auf kalorienarme Ernährung plus mehr Bewegung. Das Problem: Für Menschen, die beispielsweise 50 Kilo zu viel haben, reicht das nicht. Sie können so langfristig nur 5 Prozent ihres Körpergewichts reduzieren. Ihr Körper wehrt sich gegen den Kalorienentzug und aktiviert Hormone, die den Heißhunger auf Kalorien ankurbeln. Hier kam bisher nur Möglichkeit zwei infrage: Eine Magen-OP. Der Magen wird operativ verkleinert und verändert. Man wird schneller satt. Jetzt gibt es eine dritte Option – neue Medikamente.“

Wir leben in einer Gesellschaft, in der der schlankere Körper als der "bessere" angesehen wird und ein höheres Körpergewicht als "Verschulden"

Eine solche Aussage weckt daher Sehnsüchte, Hoffnung und ganz viele Emotionen – und der Schaden ist angerichtet. Völlig egal, ob jemand dann mit Zahlen, Daten oder Fakten die Situation einordnen will – sind Emotionen im Spiel, kommen diese doch gar nicht mehr an. Es sieht nämlich ganz so aus, als könnte das Medikament die Versprechen gar nicht halten. Wie bei allen GLP-1-Rezeptoragonisten wird Semaglutid assoziiert mit Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfall, Schwindel, einem erhöhten Puls, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden u.a. Als weitere Nebenwirkung wird ein erhöhter Verlust von Muskelmasse beschrieben (höher als bei einer herkömmlichen Diät), selbst wenn ausreichend Protein zugeführt und regelmäßig Krafttraining absolviert wird. Der Verlust von Muskelmasse ist aber gerade im Alter die allergrößte Gefahr für die Lebensqualität.
 
Zudem ist das Medikament teuer und um den Gewichtsverlust aufrecht zu erhalten, ist eine lebenslange Verabreichung notwendig. In Studien erzielte zwar ein Großteil der Teilnehmenden mit Semaglutid eine Gewichtsreduktion von 15 Prozent innerhalb eines Jahres (13 Prozent der Teilnehmenden nahmen allerdings nichts ab oder sogar zu). In einer Follow-up Studie ein Jahr später hatten die Personen, die Wegovy abgesetzt hatten, etwa 2/3 des Gewichts wieder zugenommen. Das Medikament ist aber noch gar nicht lange genug auf dem Markt, um die Langzeiteffekte abschätzen zu können. Die Nachfrage nach dem Medikament ist übrigens in den USA mittlerweile so groß, dass viele Gesundheitsdienstleister:innen Ozempic zur Gewichtsreduktion verschreiben, sodass es zu Versorgungsengpässen kommt. Dieser Off-Label-Einsatz ist insofern ein Problem, weil es nun Typ-2-Diabetiker:innen gibt, die dringend auf das Medikament angewiesen sind und es nun nicht mehr bekommen. Soviel dazu in aller Kürze. Falls du mehr Infos möchtest: Virginia Sole-Smith und Ragen Chastain haben zwei sehr lesenswerte Artikel zu dem Thema geschrieben, du findest sie >>HIER<< und >>HIER<<.

An einigen Stellen wurde wahrscheinlich aus Zeitgründen gekürzt

Was ich auch schade fand, ist, dass einiges von dem, was ich gesagt hatte, gefehlt hat. Ich vermute, dass aus Zeitgründen an einigen Stellen gekürzt wurde. Beispielsweise hatte ich aus dem Beratungsalltag erzählt und konkrete Beispiele für Beschämungen genannt, die meine Klient:innen und Patient:innen erlebt haben. Wir hatten darüber gesprochen, wie unser Schulsportsystem das Potenzial hat, die Liebe zu Bewegung nachhaltig zu vernichten. Ich hatte angemerkt, dass wir zwar ganz viel über strukturelle Faktoren sprechen, geklärt haben, dass Diäten dick(er) machen und dann doch wieder die Lösung auf individueller Ebene suchen, indem wir mehrgewichtigen Menschen raten, weniger zu essen, sich mehr zu bewegen und wenn alle Stricke reißen, eine Magen-OP empfehlen. Wir hatten über essgestörte Verhaltensweisen gesprochen, die wir versuchen schlanken Menschen in der Essstörung auszutreiben, und sie gleichzeitig mehrgewichtigen Menschen „verschreiben“. Und ich glaube, den Satz gesagt zu haben, wie traurig es ist, dass wir scheinbar jedes Risiko in Kauf nehmen, damit dicke Menschen schlanker werden und wir diese Denkweise unbedingt hinterfragen sollten. Alles wichtige Punkte für mich, die aber leider nicht ihren Weg in die Sendung gefunden hatten.

Lass uns eine wertschätzende Diskussion beginnen

Ich habe noch so viele Gedanken dazu, ziehe jetzt aber mal an dieser Stelle einen Schlussstrich. Übrigens wurde ich mehrmals gefragt, ob ich es bereue, bei den Sendungen dabei gewesen zu sein. Nein, das tue ich nicht. Die Frage ist ja auch immer, wer denn meine Alternative gewesen wäre. Eine Anti-Diät-Kolleg:in von mir? Klasse! Es hätte aber genauso gut auch jemand sein können, wer nicht so sehr im Anti-Diät-Thema ist oder sehr viel Diätmentalität verinnerlicht hat – und wir alle wissen, was dann üblicherweise dabei rauskommt. Mir ist es daher sehr viel lieber, dass ich dabei gewesen bin und jetzt im Nachhinein ein paar Gedanken teilen kann und möchte hiermit eine wertschätzende und neutrale Diskussion eröffnen. Was war an den Sendungen gelungen? Worauf hätte besser verzichtet werden können? Was hättest du dir noch gewünscht? Damit wir gemeinsam die Anti-Diät-Bewegung voranbringen, die auf jeden Fall politisch ist, aber gleichzeitig auch für Liebe, Respekt und Toleranz steht. Ich glaube, das sind drei Dinge, die wir als Gesellschaft dringend brauchen – und zwar mehr denn je.

Weiterführende Infos findest du hier:

5 thoughts on “Meine Gedanken zur ARD Wissen Doku und Planet Wissen zu Körper und Gewicht

  1. Ich finde vor allem die Stelle in der Planet Wissen Sendung problematisch wo es um die Zuteilung der Jobs aufgrund von einer körperlichen Statur geht. Meiner Meinung nach befeuert das wahrscheinlich noch mehr diese Kategorisierung. Ich persönlich würde nie darauf kommen einer Person aufgrund ihres Aussehens einen Beruf zuzuteilen. Das ist Vorurteil pur. Ich selbst arbeite in der Lebensmittelindustrie (Süßwarenbereich 😉 ) und jo ich bin dick. Der Großteil meiner Kollegen in diesem Bereich ist jedoch schlank (die Naschen auch recht viel). Das sagt absolut nichts aus. Meine Hausärztin ist selbst auch dick. Reinigungskräfte sollte man meiner Meinung nach allgemein mehr wertschätzen. Das ist ein körperlich schon anstrengender Beruf.

  2. Danke, dass Du in beiden Sendungen dabei warst. Nach so vielen Jahren Diät-Bewegung ist es offenbar ein langer Weg hin zu einem natürlichen Umgang mit Bedürfnissen, Akzeptanz etc..
    Ohne Dich wären Magen-OP’s und Medikamente für die immer noch als „schlimmen“ Fälle bezeichneten Mehrgewichtigen als einzig wahre Lösung im Raum stehen geblieben.
    Schön kam m.E. rüber, dass die Stigmatisierung ein Ende haben muss.
    Aber setzen wir nicht so oder so viel zu weit hinten im Lebenslauf von Menschen an?
    Kleine Kinder sollten unsere besten Vorbilder sein.
    Sie haben einen natürlichen Bewegungsdrang, natürlicherweise Spaß an Bewegung, eine wunderbare Neugierde sowie ein gutes Gespür dafür, wann es gerade Zeit ist, etwas zu essen und wann nicht oder nicht mehr.
    Das Abschaffen von Essensregeln in beide Richtungen („Iss Deinen Teller leer!“ Aber auch: „Iss nicht so viel, sonst wirst Du dick!“) wäre m.E. ein großer Fortschritt. Den Kindern Nahrung anbieten, aber nicht aufdrängen. Sie nicht zum Stillsitzen verleiten, aber auch nicht zu sportlichen Höchstleistungen trietzen. Über all das würde ich mich sehr freuen.
    Stärken der natürlicherweise in uns angelegten Eigenschaften und weg von künstlich erschaffenen vermeintlichen „Idealen“.
    Minimieren von „Störquellen“ aller Art, die es uns erschweren, mit unserem Körper ganz natürlich in Verbindung zu bleiben oder wieder zu kommen.
    Insofern waren die beiden Sendungen schon ein kleiner Schritt weg von früheren „kopfgesteuerten Optimierungsempfehlungen“. Es darf aber natürlich gerne noch weiter in die Richtung von „zurück zur Intuition“ etc. gehen.

  3. Liebe Antonie, ich habe diese Doku gesehen und muss Dir in allen Punkten recht geben, den genau DAS ist mir auch aufgefallen. Es wurde gesagt wie schlecht und nicht hilfreich Diäten sind, was Esstörungen ausmachen usw. UND dann wurde am Ende immer wieder deutlich gemacht…ja aber abnehmen müssen die dicken ja trotzdem, weil = ungesund. Ja und dann wird noch munter für eine Magen Op promotet. Da hätte ich echt kotzen können. Ich dachte…na schön, wieder mal die alte Leier! Aber ja, ich war trotzdem froh das Du dort zu Wort gekommen bist und auch Melodie Mischelberger. Ach Antonie… ich bin so froh das es dich und Deine enorm wichtige Arbeit gibt. Mach bitte bitte weiter und bleib so unermüdlich im Kamof gegen die Fettfeindlichkeit. Liebe Grüsse von Anja Koppehele auf Instagram @sonneistda

  4. Ich finde, die beiden Sendungen hatten gute Ansätze. Irgendwie ging es aber trotzdem immer noch darum, abzunehmen, nur dass jetzt anerkannt wurde, dass dick nicht gleich faul und träge ist, sondern eine Erkrankung. Jetzt muss eben den Kranken geholfen werden, dünner zu werden. Trotzdem glaube ich, dass es der Weg ist, der eben gegangen werden muss, um etwas zu verändern. Das dauert eben seine Zeit und viel Kraft.

  5. Liebe Antonie, ich habe jetzt beide Sendungen angeschaut. Danke, dass Du in beiden Sendungen mitgewirkt hast. Gerade bei Planet Wissen waren einige Aussagen dabei, die doch wieder ins übliche Narrativ passen wie die OPs und Abnehmmedikamente. Durch Dich wurden die Aussagen wenigstens etwas entschärft. Mach bitte weiter. Du machst eine wertvolle Arbeit für uns.

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