***TRIGGERWARNUNG: Fat Shaming, verbale Gewalt***

Jillian Michaels hat vor ein paar Tagen ein Video über Intuitive Ernährung auf Instagram veröffentlicht. Ich bin ja wirklich selten sprachlos, aber was ich zu diesem fettfeindlichen und unqualifizierten Gehirndurchfall sagen sollte, wusste ich im ersten Moment wirklich nicht. Jetzt denkst du sicher, dass Jillian Michaels Ernährungwissenschaftlerin, Diätassistentin oder zumindest zertifizierte Ernährungsberaterin in intuitiver Ernährung ist. Fehlanzeige. Sie ist eine US-amerikanische Fitness-Trainerin, die ihre Bekanntheit hauptsächlich dadurch erlangt hat, dass sie bei der ersten Staffel der Abnehmshow The Biggest Loser 2004 als Trainerin mitgewirkt hat.

Nun sollte klar sein, warum sie die Intuitive Ernährung vor ihren über 1,3 Millionen Followern schlechtmacht. Sie hat ihr gesamtes Fitness-Imperium auf Scham und der Unsicherheit der Menschen aufgebaut und wenn wir plötzlich alle über Nacht anfangen, uns selbst zu akzeptieren, kann sie einpacken. Hätte ich etwas zu sagen, würde ich The Biggest Loser sofort verbieten. Warum? Hier sind acht sehr gute Gründe.

Fat Shaming und Gewichtsstigmatisierung machen krank

1. Das Konzept ist nicht nachhaltig

Ist es nicht eigentlich ganz leicht? Ein bisschen weniger essen und etwas mehr bewegen und dann klappt es auch mit der Abnahme? Genau dieses Konzept treiben die Teilnehmer:innen von The Biggest Loser auf die Spitze: Sie machen exzessiv Sport (mehrere Stunden am Tag), während sie extrem wenig essen (weniger als der Energiebedarf eines Säuglings). Sie alle nehmen ab, ganz ohne Frage, doch die meisten nehmen nach der Show wieder zu. Suzanne Mendonca, Teilnehmerin der zweiten US-Amerikanischen Staffel, fasste es 2015 in einem Interview mit der New York Post treffend in Worte: „Warum glaubt ihr gibt es nie eine Reunion-Show? Weil wir alle wieder fett sind!“

Es gibt unzählige Studien und Statistiken, dass der Großteil aller Diäten langfristig scheitert. Keine Diät bewirkt einen anhaltenden Gewichtsverlust für mehr als eine kleine Minderheit. Und auch nur ein Bruchteil der Biggest-Loser-Teilnehmer:innen kann das verlorene Gewicht dauerhaft halten. Ist das eine Frage der Disziplin? Definitiv nicht. Die Kandidaten haben kaum eine Chance, das Gewicht zu halten. Der Körper erlebt diese Extremdiät, die von exzessivem Sport begleitet wird, als Hungersnot und der Körper wirft alle möglichen Überlebensmechanismen an: Er senkt beispielsweise den Grundumsatz, schickt Hungersignale an das zentrale Nervensystem und erhöht die Konzentration an hungersteigernden Hormonen.

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Eine umfangreiche Studie mit 14 Teilnehmer:innen der achten Staffel der amerikanischen Ausgabe zeigte, dass selbst nach sechs Jahren der Grundumsatz durchschnittlich 704 Kalorien pro Tag geringer war als vor der Teilnahme, obwohl alle 14 (bis auf eine Ausnahme) einen Großteil des verlorenen Gewichtes wieder zugenommen hatten. Mach dir das mal bewusst: Die Teilnehmer:innen mussten nach der Show eine ganze Hauptmahlzeit täglich „einsparen“, um ihr Gewicht zu halten, obwohl sie teilweise sogar dicker waren als vor der Show.

2. Die Show schürt die Diätkultur weiter an

The Biggest Loser verkörpert Diätkultur in ihrer schlimmsten Form und transportiert die Botschaft: Dünnsein sei „gesund“ und „gut“ und Dicksein „ungesund“ und „schlecht“. Die Diätkultur betrachtet einen schlanken Körper als Statussymbol und wertet alle anderen Köper ab. Sie erwartet, dass jeder einen großen Teil seiner Zeit und Energie darauf verwendet, diesem „Ideal“ nachzueifern und alles daran setzt, um Gewicht zu verlieren. Jede Art abzunehmen – und sei sie auch noch so extrem – sie uneingeschränkt gut. Die Diätkultur stellt das „Ideal“ eines schlanken Körpers dabei über Wohlbefinden und die Gesundheit des Individuums.

Nein! Vom Aussehen eines Menschen kann man nicht auf seine Gesundheit schließen und eventuell leben sogar Menschen, die die Diätkultur als „übergewichtig“ bezeichnet, länger als Menschen mit „Normalgewicht“. Ständige Gewichtsschwankungen (Jo-Jo-Effekt), Stigmatisierung und Diskriminierung und der dadurch erzeugte Stress erhöhen ganz unabhängig vom Gewicht das Risiko für alle möglichen Krankheiten, die wir gerne auf ein hohes Körpergewicht schieben.

Die Diätkultur lehrt uns, dass unser Selbstwert und unsere Fähigkeiten eng an unser Aussehen gebunden sind und dass die Diäten die Antwort auf alle unsere Unsicherheiten, Bemühungen und Probleme sind. Diätkultur ist eine Form der Unterdrückung und hat ihren Ursprung in der Kolonisation und im Rassismus gegen Schwarze und People of Color (PoC). Die Diätkultur hindert uns daran, eine Welt zu schaffen, die gerecht und friedlich mit Menschen in allen Körpern umgeht. So lange es Shows wie The Biggest Loser gibt, bleiben auch Frieden und Gerechtigkeit eine Utopie.

3. Schlank ist nicht gleich gesund oder glücklich

In der Diätmentalität geht man davon aus, dass schlank gleich gesund ist. Doch das ist falsch. Das Gewicht einer Person gibt keinerlei Auskunft über die Gesundheit oder den Fitnesszustand einer Person. Es lässt sich aus dem Körpergewicht weder ableiten, was oder wie viel ein Mensch isst, noch wie oft und welchen Sport er macht oder ob er überhaupt abnehmen will.

Es stimmt, dass ein hohes Körpergewicht in wissenschaftlichen Studien mit einem größeren Risiko für bestimmte Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Depressionen assoziiert wird. Doch wir wissen nicht, ob das Gewicht diese Krankheiten auch verursacht. Die meisten Studien, die solche Zusammenhänge untersuchen sind Beobachtungsstudien und können daher nur Hinweise liefern. Sie können aber niemals eine Ursache-Wirkungsbeziehungen aufzeigen.

Mein Lieblingsbeispiel in dem Zusammenhang ist: Menschen, die Lungenkrebs haben, haben häufig gelbe Zähne. Verursachen die gelben Zähne daher Lungenkrebs? Nein. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass Rauchen die Ursache für beide Symptome ist. Dasselbe gilt für Studien, die einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Gesundheit herstellen wollen: Sie haben nur eine begrenzte Aussage, da sie unter realen Umweltbedingungen laufen (also in einer Welt voller Fettfeindlichkeit und Gewichtsstigmatisierung) und wir die Einflussfaktoren einfach nicht kontrollieren können. Die Ursache könnte also auch eine andere sein und das Gewicht nur eine Begleiterscheinung wie die gelben Zähne.

Menschen, die an Lungenkrebs erkrankt sind, haben häufig gelbe Zähne. Das heißt aber nicht, dass gelbe Zähne Lungenkrebs verursachen.

Die Show schürt außerdem die Hoffnung, dass eine bestimmte Zahl auf der Waage automatisch glücklich macht. Damit geben wir dem Körpergewicht aber eine Aufgabe, die es gar nicht erfüllen kann. Meist steht hinter dem Wunsch abzunehmen etwas ganz anderes. Willst du geliebt werden? Willst du deinen Körper akzeptieren können? Willst du selbstsicher sein? Daher wird dein Problem auch nicht gelöst sein, wenn du endlich diese bestimmte Zahl auf der Waage erreicht hast. Und dazu kommt noch, dass du in ständiger Angst lebst, die Abnahme nicht halten zu können, weil du ja schon weißt, dass 95 % aller Diäten scheitern und zwei Drittel anschließend mehr wiegt als vorher.

4. Dicke Körper werden öffentlich herabgesetzt

Den Teilnehmer:innen der Show wird ganz klar vermittelt, dass ihr Körper, so wie er im Moment ist, nicht in Ordnung ist, sondern ein „Problem“, das es zu „lösen“ gilt. Die Show lebt davon, dicke Menschen aufgrund ihres Körpergewichts öffentlich bloßzustellen und durch Witze oder Beleidigungen herabzusetzen. Fat Shaming ist kein Entertainment, sondern macht Menschen krank. Es verleiht dem Vorurteil Ausdruck, dass dicke Menschen faul, ekelhaft oder wertlos seien und ihre Körper weniger schön und gesund wie die von schlanken Menschen.

Das Stigma rührt daher, dass hohes Körpergewicht als „persönliche Verfehlung“ gilt. Dicke Menschen sollen doch einfach weniger essen und mehr Sport machen – so die weitverbreitete Meinung. Wer es nicht schafft, dauerhaft abzunehmen, und das gelingt nur sehr wenigen, gilt als faul, unmotiviert, willensschwach oder dumm. Gleichzeitig erhöht das herrschende Schönheitsideal den Druck auf jeden Einzelnen, bis ins hohe Alter schlank, fit und gesund zu bleiben. Möglicherweise ist uns das nicht bewusst, aber die Diätkultur umgibt uns von klein auf und sie ist bereits in den Kinderzimmern sehr präsent. Das sieht man beispielsweise daran, dass sogar Kinderfiguren wie Pumuckl und die Biene Maja immer dünner werden.

5. Gewichtsstigmatisierung führt nicht zur Abnahme

Früher dachte man, ein „ordentlicher Tritt in den Hintern“ motiviert mehrgewichtige Menschen schon zur Abnahme. Falsch gedacht. Ausgrenzung, gute Ratschläge und Sticheleien führen eher zu unguten Verhaltensweisen wie Frustessen, Depressionen oder Bewegungsmangel. Laut einer 2017 publizierten Beobachtungsstudie in der Fachzeitschrift BMJ mit über 5000 Personen bewegten sich diejenigen weniger, die im Alltag mehr gewichtsabhängiger Diskriminierung ausgesetzt waren – und zwar ganz egal, ob die Personen schlank oder dick waren.

Von dicken Menschen wird ja grundsätzlich erwartet, dass sie abnehmen bzw. zumindest Gewicht verlieren wollen. Doch wenn sich dann aktiv präsentieren oder in der Öffentlichkeit Sport treiben, sind sie oft massivem Spott ausgesetzt. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wahrscheinlich macht nicht das hohe Körpergewicht an sich krank, sondern der gesellschaftliche Druck und die Stigmatisierung, die mit einem hohen Körpergewicht in unserer Gesellschaft leider automatisch einhergeht.

6. Die Zuschauer:innen lernen Bewegung zu hassen

Sport beziehungsweise Bewegung ist nicht das Wundermittel, um Gewicht zu verlieren. Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass Bewegung nutzlos wäre. Bewegung aus Freude macht gesünder und glücklicher, erhöht die Lebenserwartung und fördert die geistige Gesundheit. Doch während The Biggest Loser ständig betont, wie wichtig Sport für die Abnahme und die Gesundheit ist, trägt die Show aktiv dazu bei, den Zuschauer:innen die Lust am Sport zu nehmen. Wie? The Biggest Loser stellt Sport und Bewegung sehr negativ dar. Die Teilnehmer:innen kämpfen, sie leiden und manche müssen sich vor lauter Überanstrengung sogar übergeben.

Eine 2012 durchgeführte Studie der Universität von Alberta (Kanada) zeigte, dass Studenten, die zuvor eine Folge The Biggest Loser angesehen hatten, eine negativere Einstellung Sport gegenüber hatten als diejenigen Teilnehmer:innen, die eine andere Fernsehshow geguckt hatten. Als Grund nannten die Autoren, dass die Show Glauben macht, dass Sport eine grauenvolle Erfahrung sei, bei der man sich selbst an seine Grenzen brächte und extreme Leistungen vollbringen müsse. Ist das nicht traurig?

7. Die Abnahmen sind unrealistisch

Reality-TV wird sicherlich von vielen Zuschauer:innen als äußerst real empfunden. Trotzdem geht es in den meisten Fällen völlig an der Realität vorbei. Die Teilnehmer:innen von The Biggest Loser beispielsweise werden wochenlang von der Außenwelt abgeschirmt, damit sie sich auf ihr großes Ziel konzentrieren können und sie haben eine extrem hohe Motivation. Schließlich winkt dem „Biggest Loser“ ein Preisgeld von 50.000 €.

Sie haben keinen gewöhnlichen Alltag und keiner der Partner:innen ist anwesend. Sie müssen nicht arbeiten, nicht die Kinder versorgen, nicht putzen, waschen oder mit dem Hund rausgehen. Sie haben nur eine Sache im Kopf: In möglichst wenig Zeit so viel Gewicht wie möglich zu verlieren, egal um welchen Preis. Die Show hat Boot-Camp-Charakter: Die Kandidat:innen machen extrem viel Sport bei einer sehr kalorienreduzierten und oft kohlenhydratreduzierten Ernährung. Viele Diäthaltende nehmen nach einer bestimmten Zeit wieder zu, OHNE irgendetwas in ihrer Ernährung oder ihrem Sportprogramm zu ändern, einfach, weil der Körper sich an die Hungersnot „gewöhnt“ und längst dauerhaft den Grundumsatz herunter gefahren hat. Hinzu kommt, dass es völlig unrealistisch ist, dass die Teilnehmer:innen nach Beendigung der Show in ihrem normalen Alltag diese Ernährungsweise und das Sportpensum aufrecht erhalten können.

8. Es ermöglicht Menschen, ihre Karriere auf öffentlichem Fat Shaming aufzubauen

Jillian Michaels ist bekannt für ihre fettfeindlichen Aussagen. Vor einigen Monaten kommentierte sie in einem Interview für BuzzFeed News (hier ist der Link) den Körper der Sängerin Lizzo, die für nicht nur für ihre Musik, sondern auch für ihren Einsatz in der Body-Positivity-Bewegung gefeiert wird. Etwa bei Minute 7 sagt Michaels folgenden Satz:

„We should always be inclusive, but you cannot glorify obesity.“

Aus diesem Satz wird klar: Für sie gilt Body Positivity also nur bis zu einer gewissen Größe. Es sollten also alle immer gleich behandelt werden, aber Adipositas kann man nicht gutheißen. Aha. Hier haben wir einen ganz klaren Fall von „Concern Trolling“ oder auch „Health Trolling“: Eine eigentliche Meinung („Dicksein ist schlecht“) wird hinter Besorgnis versteckt („Ich habe nur Angst um deine Gesundheit“). Oft werden die eigenen Bedenken auch stellvertretend jemand anderem zugeschoben: „Ich unterstütze dich ja, aber die anderen sagen, dass Adipositas nicht verherrlicht werden darf.“ Nein, das ist keine echte Besorgnis. Das ist Stigmatisierung, getarnt als „gut gemeinte Bedenken“. Wer nicht versteht, dass die Gesundheit sowohl die körperliche als auch die geistige umfasst und Diskriminierung der geistigen Gesundheit von allen (nicht nur dick_fetten) massiv schadet, ist nicht besorgt, sondern fettfeindlich.

Jillian Michaels hat ihre gesamte Karriere auf Diätkultur aufgebaut, die besagt, dass nur ein schlanker, durchtrainierter Körper auch ein gesunder, erstrebenswerter Körper ist. Sie erweist damit weder unserer Gesellschaft einen Dienst, noch verbessert sie die Gesundheit einzelner Individuen. Hier sind ein paar Zitate von Jillian Michaels aus verschiedenen Staffeln der US-Show von The Biggest Loser (Credit: @yrfatfriend/Instagram):

@yrfatfriend
@yrfatfriend

 

***TRIGGERWARNUNG: verbale Gewalt***

„I don’t care if people die on this floor. You better die looking good.“
(Es ist mir egal, ob die Leute hier auf dem Boden sterben. Wenn du stirbst, dann wenigstens gutaussehend.)

I’m proud that I made him vomit.“
(Ich bin stolz darauf, dass er sich wegen mir übergeben hat.)

„I don’t care if one of your legs fall off or if one of your lungs explode.“
(Es ist mir egal, ob eines deiner Beine abfällt oder deine Lungen explodieren.)

„The only way you’re coming of this damn treadmill is if your die on it!“
(Die einzige Möglichkeit von diesem verdammten Laufband runterzukommen, ist darauf zu sterben.)

„It’s fun watching other people suffer like that.“
(Es macht Spaß, anderen beim Leiden zuzusehen.)

Das ist keine Unterstützung, das ist nichts anderes als Mobbing. Manche mögen das motivierend finden, was Jillian Michaels da abzieht. Ich sehe nur eine fettfeindliche Sadistin. Lange bevor ich verstanden hatte, wie sehr ich selbst in der Diätkultur gefangen war, konnte ich The Biggest Loser nicht ansehen. Ich fand es unerträglich, wie Bestrafung und Belohnung durch die Coaches Hand in Hand gehen. Öffentliche Demütigung und Erniedrigung zu Unterhaltungszwecken ist nichts anderes als emotionaler Missbrauch. Ich habe es leider nicht in der Hand, diese Shows abzuschaffen oder zu verbieten. Ich kann nur weiter Aufklärungsarbeit leisten und anprangern, wie gefährlich solche Formate sind.

Die Gesellschaft scheint noch nicht bereit für durchschnittliche, nackte Körper

Anfang des Jahres lief auf Sat1 die Show Nobody ist perfect – Das Nacktexperiment. Die Journalistin und Moderatorin Paula Lambert, Tanzpädagogin und Coach Sandra Wurster, Fotografin, Curvy-Model und Body-Positivity-Aktivistin Silvana Denker und Plus-Size-Model Daniel Schneider unterstützten die Teilnehmer:innen dabei, sich wieder wohl in der eigenen Haut zu fühlen. Das Außergewöhnliche an der Show war: Alle vier Coaches waren nackt und lediglich farbenfrohe Bodypaintings zierten ihre Körper. Der Grund: Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich die Lebenszufriedenheit und das Selbstwertgefühl eines Menschen steigert, wenn er sich durchschnittliche, nackte Körper anschaut und selbst mehr Zeit mit seinem eigenen nackten Körper verbringt. Die Show wurde nach wenigen Episoden abgesetzt. Die Zuschauer:innen waren offensichtlich noch nicht bereit für Body Positivity in durchschnittlichen, nackten Körpern. Ich hoffe aber, dass wir es als Gesellschaft bald sind.

Dieser Blogpost wurde überarbeitet am 1. September 2021. Zu jedem Mythos habe ich eine Podcast-Episode einfügt, falls du tiefer in das jeweilige angeprochene Thema eintauchen möchtest.

Anderson et al. 2001. Long-term weight-loss maintenance: a meta-analysis of US studies. Am J Clin Nutr 74(5):579–584

Berry et al. 2013. Effects of Biggest Loser Exercise Depictions on Exercise-Related Attitudes. American Journal of Health Behavior 37(1): 96-103(8) doi: https://doi.org/10.5993/AJHB.37.1.11

Flegal et al. 2013. Association of all-cause mortality with overweight and obesity using standard body mass index categories: a systematic review and meta-analysis. JAMA 309(1):71-82. doi: 10.1001/jama.2012.113905.

Fothergill et al. 2016. Persistent metabolic adaptation 6 years after The Biggest Loser competition. Obesity 24(8): 1612–1619 doi: 10.1002/oby.21538

Global BMI Mortality Collaboration 2016. Body-mass index and all-cause mortality: individual-participant-data meta-analysis of 239 prospective studies in four continents. Lancet 388(10046): P776-786 doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(16)30175-1

Hall et al. 2019. Maintenance of lost weight and long-term management of obesity. Med Clin North Am 102(1): 183–197 doi: 10.1016/j.mcna.2017.08.012

Jackson et al. 2017. Association between perceived weight discrimination and physical activity: a population-based study among English middle-aged and older adults. BMJ Open. 7(3): e014592. doi: 10.1136/bmjopen-2016-014592

Loth et al. 2015. Personal and socio-environmental predictors of dieting and disordered eating behaviors from adolescence to young adulthood: 10-year longitudinal findings. J Adolesc Health 55(5): 705–712. doi: 10.1016/j.jadohealth.2014.04.016

Stice et al. 2017. Risk Factors that Predict Future Onset of Each DSM-5 Eating Disorder: Predictive Specificity in High-Risk Adolescent Females. J Abnorm Psychol 126(1): 38–51. doi: 10.1037/abn0000219

West. 2017. Naked and Unashamed: Investigations and Applications of the Effects of Naturist Activities on Body Image, Self-Esteem, and Life Satisfaction. J Happiness Stud 19, 677–697 (2018). https://doi.org/10.1007/s10902-017-9846-1

10 thoughts on “8 Gründe, warum die Abnehmshow “The Biggest Loser” verboten werden sollte

    1. Ja, mir auch. Ich konnte es nicht glauben, dass jemand so etwas sagt, bis ich es mit eigenen Augen gesehen hatte. Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste jetzt doch gleich aufwachen, weil ich im falschen Film bin…

  1. Super Artikel!
    Ich habe früher sogar manchmal solche Sendungen (the biggest looser, the swan, gntm etc) angesehen.
    Die Zitate finde ich schockierend… und muss gestehen, dass ich sogar eine Fitness-DVD von ihr besitze, mit der ich mal versucht hatte, „in shape“ zu kommen. Schlimm, ich habe echt nix ausgelassen!

  2. Sie sprechen mir aus der Seele. Gerade in der heutigen Zeit ist vieles nicht mehr politisch korrekt. Ganze literarische Werke werden umgeschrieben um den heutigen Werten gerecht zu werden.
    Doch als ich gestern die erneute Ausstrahlung der Sendung „The biggest loser“ gesehen habe, dachte ich wie kann diese abgesetzt werden?
    Anscheinend stehen adipöse Menschen nicht auf dem Index der Diskriminierungen.

    1. Ja, so ist es leider. Menschen mit einem hohen Körpergewicht sind die letzte Gruppe, die noch ungestraft und „gesellschaftlich akzeptabel“ diskriminiert werden „darf“. Die Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung kämpft bereits für einen rechtlichen Schutz vor Gewichtsdiskriminierung und hat Mitte des Jahres eine Pedition im Bundestag eingereicht. Hier kann man sich für den Newsletter anmelden, um auf dem Laufenden zu bleiben: https://gewichtsdiskriminierung.de/ Liebe Grüße Antonie

  3. Toller Beitrag! Scharfsinnig analysiert, ich liebe die Begriffe „concern trolling“ und health trolling“! Ich wäre übrigens super dankbar für eine so scharfsinnige Analyse von Germany´s Next Topmodel. Ich selber weiß natürlich schon, dass es übel ist, aber ich habe eine 17jährige Tochter, die das anschaut (weil ihre Freundinnen das auch anschauen) und außerdem bin ich Lehrerin von Beruf und freue mich, wenn ich argumentativ gut gerüstet bin. Ich muss zum Beispiel im Englisch-Unterricht das Thema „Health“ unterrichten und ein großer Baustein davon ist „Obesity“.

    Vielen Dank auf jeden Fall für die tolle Arbeit!

    1. Hallo! Danke für das tolle Feedback, darüber freue ich mich sehr. Und noch mehr freue ich mich darüber, dass du als Lehrerin „Health“ unterrichtest und Health at Every Size auf dem Schirm hast. Schreib mir gerne, wenn du weitere Argumente brauchst (oft kann ich dann auch einfach an Podcast-Episoden verweisen, in denen du die Argumente findest) und es ist aktuell auch eine Episode zu Vorurteilen gegenüber dick_fetten Menschen geplant. Die kommt im Juni. Und auch meine Freundin/Kollegin Petra Schleifer @bellyandmind macht gerade auf Instagram eine Aktion, wie man die gängigsten Vorurteile am besten entkräftet. Schau dich also auch gerne mal bei ihr um. Die Idee mit GNTM ist mega! Der Blogpost kommt zu Beginn der nächsten Staffel, ich hab es mir schon aufgeschrieben. Liebe Grüße!

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