Die Diätkultur kann weg
Es gibt Leute, die sagen, die Diätkultur existiere gar nicht mehr. Schließlich wisse doch jeder, dass Diäten nicht wirken. Diätkultur bedeutet aber nicht einfach nur „auf Diät sein“. Der Begriff Diätkultur beschreibt eine Reihe von Glaubenssätzen, die den Wert eines Menschen in erster Linie über das bestimmte Aussehen seines Körpers definiert. Schlanksein wird als Statussymbol verehrt und gleichgesetzt mit Gesundheit, Schönheit, Fitness, Erfolg und moralischer Überlegenheit. Laut Diätkultur ist nur ein schlanker Mensch auch ein guter Mensch. Und jemand mit einem hohen Körpergewicht kann nicht gesund sein.
Anfang der 2000er Jahre wandten sich immer mehr Menschen von Diäten ab. Die Diätindustrie reagierte mit einer neuen und schlauen Strategie darauf. Sie legte ihren Fokus auf Gesundheit und Wellness. Das Abnehmen war angeblich gar nicht mehr das Ziel. Das Versprechen war: Wer „richtig“ (= „gesund“) isst, nimmt quasi als Nebenwirkung und von ganz alleine ab und erreicht den Traumkörper. Doch nur weil nicht mehr Diät draufstand, war immer noch Diät drin: Diäten nannten sich bloß nicht mehr so und tarnten sich von nun an als gesunde Verhaltensweisen, Ernährungsumstellung oder als neuer Lebensstil, also Lifestyle.
Falls du dir jemals überlegt hast, was wohl ein Lifestyle zu einer Diät sagen würde, hier kommt die Antwort:
Aber auch wenn sich die heutigen Diäten nicht mehr als solche bezeichnen, sind sie immer noch Teil des Glaubenssystems, das die Menschen in unserer Gesellschaft veranlasst, nach dem „idealen Körpertyp“ zu streben. Dabei ist es noch nicht einmal sicher, ob schlanke Menschen wirklich am gesündesten sind und am längsten leben. Eventuell ist ein höheres Körpergewicht sogar vorteilhaft. Studien zeigen, dass dicke Menschen nicht gesünder oder kränker sind als schlanke. Doch die Diätkultur hat dieses Bild bereits in den Köpfen verankert. Sie bestärkt weiterhin die Annahme, dass Gewicht zu verlieren in jedem Fall gesünder machen würde.